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Ausgewählter Test:
Review
  SAINTS ROW - THE THIRD
  [ 360 / PC / PS3 ]   

SAINTS ROW - THE THIRD Die Saints sind zurück! Die Rüpelgangster von Volition setzen im dritten Teil zum Überholvorgang an, vorbei am alten Vetter und Genrelegende 'Grand Theft Auto'. Wer die Trailer im Vorfeld der Veröffentlichung verfolgt hat, mag sich zu Recht fragen, ob man mit abgedrehten Storyideen, politisch absolut unkorrekten Humor, überdrehter Gewalt und Sexismus ohne Grenzen, nicht ein klein wenig übertreibt. Schon die Vorgänger waren nicht gerade zimperlich und galten gemeinhin als durchgeknallte Variante von GTA.

So enorm der Marketingaufwand für den neuesten Teil der Serie auch war; schon nach den ersten Stunden Spielzeit merkt man, dass der vermittelte Eindruck nicht ganz zutrifft. Keine Frage, Saints Row: The Third ist ein absolut abgedrehtes Spiel. Aber wo die Trailer noch hoffnungslos überladen und wie eine Sammlung an Absurditäten wirkten, offenbart sich das Spiel als wohldosierte Mixtur mit solider Grundlage. Wer genau hinsieht, bemerkt, dass man bei der Story und ihrem Einfluss auf das Gameplay hohe Sorgfalt an den Tag gelegt hat. But first things first...

Dicken Schädel aber dennoch rumballern, Kater auskurieren ist was für Weicheier.

Nach ihrem Erfolg in Stillwater sind die Saints inzwischen von einer mächtigen Straßengang zum großen Medienimperium aufgestiegen. Im spielbaren Prolog, welcher sowohl die bisherige Story als auch die Steuerung erklärt, legen sich die Saints mit einer zu großen Nummer an. Kurze Zeit später findet man sich, aus der Heimat vertrieben, im nahen Steelport wieder. Gedemütigt und mit einer Handvoll neuer Feinde auf der ToDo-Liste wird natürlich nicht lange gefackelt. Zeit Steelport zu zeigen wer hier das sagen hat, oder bald haben wird.

Aber erstmal geht's in die Charaktererschaffung. Diese wischt erstmal mit dem Großder Konkurrenz gehörig den Boden auf! Zwar gibt es nicht ganz so viel Kleiderauswahl wie im Vorgänger, aber ein Blick auf die Communityseite zeigt, was alles möglich ist. So ziemlich kein Comic- oder Serienheld oder sonstiger Promi, der nicht als recht überzeugender Nachbau existiert. Man hat sich sogar die Mühe gemacht, alle Dialogzeilen des Protagonisten satte sieben Mal aufzunehmen. Damit bleiben zwar nur je drei männliche und weibliche Stimmen (plus Zombie), aber euer Held ist alles andere als auf den Mund gefallen. Wie im Vorgänger ist die hohe Anpaßbarkeit eine der ganz großen Stärken des Spiels.

Wer möchte, kann nun die gesamte Kampagne in einem Stück durchspielen. Allerdings lohnt es sich, zwischen den Missionen Steelport auf eigene Faust zu erkunden. Überall gibt es kleine Zusatzmissionen, so genannte Aktivitäten, über die ihr Geld, Respekt und Einfluss verdienen könnt, die ihr für diverse Upgrades braucht. Neben eurem Charakter lassen sich auch die Waffen und Fahrzeuge verbessern. Letztere erlauben nicht nur neue Karosserieteile und Lackierungen in bester 'Need for Speed'-Manier, sondern verwandeln euren Flitzer in einen kaum noch zerstörbaren Panzer auf einem üblen Nitro-Trip.
Ohne ein paar Waffenupgrades sieht man in den Missionen auch bald kein Land mehr, was nicht aber heißen soll, dass der Schwierigkeitsgrad hoch ist. Die KI der Gegner ist leider nur mittelmäßig und Saints Row setzt einfach auf Masse statt Klasse. So muss man sich nicht darum sorgen, dass der Ballerspass zu früh enden könnte. Irgendwann kommt der gegnerische Nachschub abseits der Missionen in immer größeren Schüben, bis man dann entscheidet doch lieber das Weite zu suchen. Alternativ erlaubt das gelungene Drive-by-Shooting-System auch anspruchsvolle Verfolgungsjagdten in bester Hollywood-Manier. Gerade im Koop-Modus kann das Gameplay hier alle Muskeln spielen lassen.

Die Story der Kampagne hat interessanterweise zwei Funktionen im Spiel. Primär gibt sie den Missionen einen losen Rahmen und fügt sie zu einem Bild zusammen. Zwar gehört sie längst nicht zur tiefgründigsten oder konsistentesten, aber sie kann die gesamte Kampagne tragen. Das liegt besonders an der weniger offensichtlichen Funktion der Story: So erdet sie sekundär das gesamte Spielkonzept. Würde man nur die Gags, Gewalt und den Sexismus nehmen, hätte man zwar gut was zu Lachen, aber der Effekt würde sich schnell abnutzen. Die Protagonisten gehen zwar nicht bierernst an die Sache, zeigen aber gerade die nötige Menge an Glaubwürdigkeit, um auch die abwegigsten Ideen ohne erkennbaren Abstumpfungseffekt tragbar zu machen.
Als Beispiel eine Szene in der ersten Spielstunde: Der Protagonist fährt mit einem alten Freund durch die Stadt und bespricht den nächsten Deal. Wenige Sekunden später singen beide schief aber mit erschreckendem Spaß an der Sache zu einem Oldie im Radio mit. Der Clou daran? Die simple Methode ist mit so viel Charme und Unverkrampftheit umgesetzt, dass sich der Spaß der Figuren sofort auf den Spieler überträgt. So einfach kann eine greifbare Spielatmosphäre geschaffen werden. Und diese Masche wird bis auf ganz wenige Ausnahmen erfolgreich durch die gesamte Kampagne fortgeführt.
Zugegeben, die Mechanismen der Kampagnenmissionen sind meist ähnlich. Fahre zu X, erledige Y; und meist kommt noch eine ganze Gegnerschar dazu. Allerdings werden geschickt alle möglichen Kniffe genutzt, um die Missionen dennoch abwechslungsreich zu gestalten. Man hat fast nie das Gefühl der Wiederholung. Seien es nun Kaperaktionen aus dem Flugzeug heraus, wilde Zerstörungsorgien, oder die Verfolgungsjagd auf von Sexsklaven gezogenen Rikschas. Wir sind doch alle nur hier, um entspannt eine Runde Spaß zu haben.

Eigentlich war der sportliche Herr rechts im Bild für Hulk Hogans Synchronrolle geplant.

Abseits der Kampagne kann man noch diverse Stunden mit dem Koop-Modus, dem erweitern seiner Einflussgebiete und freien Aktivitäten verbringen. Letztere müssen meist erst über die Kampagne freigeschaltet werden, und dienen später dazu, weitere Stadtteile unter Kontrolle zu bringen. Dabei werden von Amokfahrten auf brennenden Quads, Eskortflügen im Helikopter, tödlichen Gameshows, Panzertouren etc. so ziemlich alle möglichen abgedrehten Ideen ausgelebt. Hier kennt das Spiel in der Tat keine Grenzen.
Von den diversen Nebenmissionen, über die Verbesserung des eigenen Charakters, Anpassung der Gang an die eigenen Wünsche bis hin zu den Tuning- und Pimp-Optionen für die eigenen Fahr- und Flugzeuge, schnürt Volition hier ein ziemlich dickes Paket dessen Bestandteile auch einzeln betrachtet durchaus überzeugen können.

Wem all das nicht reicht, der kann die gesamte Kampagne auch zu zweit über LAN oder Online im Koop spielen. Durch die Kurzweiligkeit der Missionen klappt das ausgesprochen gut und meist senkt sich der Schwierigkeitsgrad nochmals, so dass mehr Zeit zum rumalbern bleibt. Unnötig zu erwähnen dass dies gerade im Koop natürlich nochmal eine ganze Schippe Spielspaß mehr bringt. Schön wäre noch ein Freemode für mehr als zwei Spieler gewesen; man würde wohl kaum zwei identische Spielerfiguren treffen. Doch auch so hat man egal ob Solo oder Koop mehr als genug Zerstreuung für lange Winterabende.

(Achtung Insider!) Wer sich mit diesen Jungs anlegt, ist wohl kein Freund von Burt 'Motherfucking' Reynolds.

Technisch gibt sich das Spiel kaum Blößen. Die Stadt wirkt mit ihren unterschiedlichen Vierteln ausreichend abwechslungsreich, aufploppende Objekte oder Ruckler sind kaum auszumachen. Erst aus einer höheren Perspektive, beispielsweise mittels Helikopter, bemerkt man eine deutliche Detailreduzierung in der Weitsicht, welche aber den meisten Genrevertretern zu Eigen ist.

Medal of AwesomeFazit | Nach den Trailern war zugegebenermaßen Skepsis angebracht, ob das Spiel nicht einfach zu überladen und abgedreht wird. Doch das Gegenteil ist der Fall. Für ein augenscheinlich abgedrehtes Spiel ist Saints Row: The Third ausgesprochen gut abgestimmt und hat sich nun endlich erfolgreich vom Genrekollegen GTA emanzipiert. Neben dem exzellent gemischten Score, sind Burt Reynolds, Hulk Hogan und das Porno-Starlett Sasha Grey als Synchronsprecher hier nur das Sahnehäubchen auf der Kirsche der Rieseneistüte, die Volition uns hier serviert!
Dafür gibts 5 Sterne und die 'Medal of Awesome' für endgültige Findung einer eigenen unverwechselbaren Handschrift.

  -  Alexander Lachwitz

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