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Ausgewählter Test:
Review
  WHITE KNIGHT CHRONICLES II
  [ PlayStation 3 ]   
WHITE KNIGHT CHRONICLES II Mit White Knight Chronicles hat Sony letztes Jahr einen großen JRPG-Brocken auf die PS3-Besitzer dieser Welt losgelassen der es in sich hatte. Zwar fehlte dem Spiel die Zugänglichkeit eines Final Fantasy und das Kampfsystem war zwar ambitioniert, aber nicht unbedingt sehr flott zu bedienen, doch insgesamt bot das Spiel ein knackiges Gesamtpaket.

Damit ihr euch einen guten Eindruck davon machen können, was ihr bei der Fortsetzung erwarten dürft; hier nun das passende Testtagebuch dazu.- Alexander Lachwitz


Tag 0
Neugierig auf diesen Titel lege ich also die Disc ein und beschäftige mich erstmal ein bisschen mit dem Vorgänger, welcher gnädigerweise ebenfalls auf der Disc vorhanden ist. Das nennt man mal Service! Nach ein paar Stunden reizt dann die Ungeduld und ich wechsle zur Fortsetzung hinüber, den ersten Teil kann man ja später noch in Ruhe nachholen....

Schnuckelig nicht nur von hinten und ein Ass an Bogen und Erste-Hilfe-Zaubern, Yulie. Frauen kriegen auch immer denselben Job in JRPGs.
Mit der Fortsetzung geht das Abenteuer um Leonard, Yulie, dem weißen Ritter und dem namenlosen Begleiter in Form des Spielers in die nächste Runde. Das Wort Fortsetzung hat man hier im wahrsten Sinne des Wortes verstanden. Nach einer knappen Zusammenfassung des ersten Teils wird man gleich in die Handlung geworfen, welche ziemlich nahtlos am Vorgänger anknüpft. Wer diesen nicht gespielt hat wird es erstmal schwer haben. Sowohl die Welt und die verschiedenen Fraktionen mitsamt ihrer Vertreter werden als bekannt vorausgesetzt und auch das Spielsystem wird nicht weiter erläutert.

Einerseits bin ich begeistert wie konsequent das Spiel fortgeführt wird und damit die sonst üblichen lästigen Begleiterscheinungen, wie fehlendes gutes Equipment, neue Charaktere auf Stufe 1, etc. obsolet werden. Im Gegenzug merkt man aber sehr schnell dass dieser Titel in erster Linie wirklich an Kenner des Erstlings gerichtet ist. Immerhin bietet die integrierte Hilfefunktion ein brauchbares Nachschlagewerk an. So schwer kann es ja nun nicht sein die Finessen des Systems zu meistern...

Tag 1
Nachdem Leonard mit seinen Freunden das Königreich Balandor mitsamt liebreizender Prinzessin gerettet hat, steht neues Unbill an. Der Bösewicht des Vorgängers ist zwar geschlagen, will aber dennoch die gesamte Welt erobern. Also geht's flugs ins obligatorische Luftschiff der Helden um einen alten Weisen zu befragen. Doch ehe es so richtig losgeht will erstmal der eigene Charakter erstellt werden.
Da ich den Vorgänger nicht beendet habe, muss ich mir ein komplett neues Alter-Ego zurechtzimmern. Wer will kann das schnell abhaken, oder sich stundenlang mit dem detailierten Charaktereditor befassen, der die meisten MMORPG-Editoren und auch Titel wie Mass Effect erstmal richtig alt aussehen lässt. Dummerweise sieht meine Elementarmagierin dann irgendwie doch nicht so hübsch aus, ich schieb's auf mein mangelndes chirurgisches Talent und begebe mich daran die Erfahrungspunkte zu verteilen. Da alle Charaktere vom Start an auf Level 35 sind, ist das nicht wenig Arbeit. Und Natürlich müssen auch die Aktionsfelder für den Kampf noch gefüllt, ebenso wie Kombos gebastelt werden.
Spätestens hier werden Neuspieler wohl ihre erste Frustpassage erleiden. Was im Vorgänger noch erklärt wurde, wird nun als bekannt vorausgesetzt. Die Onlinehilfe gibt wenigstens eine brauchbare Übersicht, bis man aber vom Start des Spiels bis zum ersten Kampf gelangt vergeht sicher eine Stunde oder mehr.
Ich entscheide mich für einen Kompromiss, lerne erstmal die nötigsten Angriffe und Zauber, gebe eine Rollenverteilung für meine Kämpfer vor und stürze mich in die ersten Schlachten. Danach bleibt hoffentlich noch immer Zeit die Fertigkeiten weiter auszubauen und die Details anzupassen.

Tatsächlich bieten die ersten paar Stunden einen guten Einstieg und trösten über das mangelnde Tutorial hinweg. Die Kämpfe sind vergleichsweise leicht, fordern aber schon einen angemessenen Einsatz von Taktik wenn man nicht zu oft an den meistens fair gesetzten Savepoints neu starten will.
Wie gehabt finden die Kämpfe in Echtzeit statt und jede Attacke hat eine gewisse Wartezeit bis sie einsatzbereit ist. Ähnliches kennt man schon länger aus anderen Genrevertretern. Gelernte Angriffe und Manöver legt man sich in drei Aktionsleisten durch die man im Kampf halbwegs gut navigiert. Hier ist zweifellos eine Einarbeitungszeit nötig bis man flott die gewünschten Aktionen erreicht und sich nicht vertut. Problematischer ist da schon die Frage welche Manöver man in die Felder legen soll, für alle reicht der Platz nicht aus.
Als besonderes Schmankerl kann sich Leonard im Kampf in einen übergroßen weißen Ritter verwandeln der besonders gegen übergroße Gegner von Vorteil ist. Und diese tauchen nicht zu knapp auch als Standardgegner auf. Also gilt es auch die Kampfmaschine des Ritters schnell zu beherrschen.

Endlich mal Gegner in der eigenen Gewichsklasse. Wo bleiben die Guymelefs?
Diesen benötige ich auch schneller als geahnt. Noch auf dem Weg zum Weisen gabelt meine Gruppe eine fliehende Prinzessin mitsamt ihrem Bodyguard auf. Wie es der Zufall will stammen sie aus genau jenem Nachbarkönigreich in dem auch der Weise wohnt. Die Verfolger der beiden sind schnell erledigt und meine Heldengruppe freut sich über zwei weitere Unterstützer im Kampf, auch wenn ich sie selbst nicht aktiv steuern kann.

Trotz der hohen Lernkurve und dem Wurf ins kalte Wasser macht das Spiel Spaß. Das Setting verzichtet auf neumodischen Schnickschnack wie selbstzweifelnde Helden und bedient sich an der klassischen Fantasy, so wie Japaner sich wohl ein märchenhaftes europäisches Mittelalter vorstellen. Das ist bisweilen natürlich kitschig, aber ein Blick aufs Cover-Artwork sollte allen interessierten Kunden auch zeigen was sie stilistisch erwartet. So gesehen muss man also nicht fürchten die Katze im Sack zu kaufen.

Während sich meine Gruppe durch den Wald auf das Schloss der Prinzessin zuarbeitet, verteile ich die letzten Erfahrungspunkte und ändere einige Fertigkeiten meiner Charaktere ab. Die Fülle der Fertigkeiten macht die Wahl weiterhin nicht ganz leicht. Es wäre einfach die stärksten Attacken einzupacken, aber die verbrauchen auch exorbitant viel Mana, von dem man nur einen begrenzten Vorrat hat und das sich auch nicht ganz so schnell regeneriert wie die Gesundheit. Daher muss ein gesunder Mix her aus kräftigen Attacken für die Bosse, mittelmäßiges für das Standardkruppzeug und schwache Attacken um Mana zu sparen, wenn es mal eng wird.
Als es dann zum Sturm auf den Palast kommt erleide ich dann auch die erste bittere Niederlage. Der feindliche General ist doch ein härterer Brocken als erwartet. Nachdem ich mehrere verschiedene Taktiken ausprobiert habe entschließe ich zähneknirschend doch noch zurück in den Wald zu gehen um meine Fertigkeiten zu verbessern und auch um die Spieltaktik besser zu verinnerlichen. Ehe ich mich abwende raune ich dem General ein wütendes "Ich komme wieder" entgegen.

Tag 2
Um den Boss zu besiegen war erfreulicherweise nur wenig zusätzliches Training nötig. Nach zwei weiteren Levelaufstiegen und einer sinnvollen Überarbeitung der Kampfaktionen lief der Bosskampf endlich wie gewünscht ab. Während der Vorbereitung ist leider unschön aufgefallen, dass das auf der Karte großflächige Waldgebiet zum jetzigen Zeitpunkt nur eingeschränkt begehbar ist. Lediglich eine unsichtbare Barriere verkündet die offensichtliche Eingeschränktheit. Dies hätte man auch etwas eleganter lösen können.

Immerhin kommt die Story nun merklich in Fahrt. Ein alter Baumgeist übergibt meiner Gruppe ein ominöses Buch das einem Reisen in die Vergangenheit erlaubt.
Bei dem ersten Trip findet man sich dann in Balandor wieder, just an dem Tag an dem der königliche Palast überfallen wird und der Vorgänger des Spiels damit seinen Anfang nahm. Obgleich man so durch altbekanntes Gebiet geht, ist die veränderte Ausgangslage doch sehr reizvoll. Zwar gelingt es meiner Gruppe nicht die Person zu retten weswegen sie glaubten hier zu sein, aber sie ziehen eine lehrreiche Erfahrung daraus und die kleine Prinzessin in meiner Begleitung scheint zu verstehen welche Aufgabe ihr bevorsteht.
Als nächstes Ziel steht die Metropole Greede auf dem Plan. Dort erhofft man sich von Cesar, welcher schon im Vorgänger die Gruppe begleitet hat, weitere Hilfe um die drohende Invasion abzuwehren. Der Weg dorthin gestaltet sich zwar schwieriger und zeitraubender als erwartet, aber ermöglicht mir auch neue Fertigkeiten und Combos in der Praxis auszutesten. Nochmal möchte ich nicht unvorbereitet in einen Bosskampf stolpern.

Ja auch das ist ein Pressescreenshot. Die Städte sind nicht ganz so karg...
Die Steuerung stellt mittlerweile kein Problem mehr dar, auch wenn in den Kämpfen manchmal die Übersicht etwas leidet, besonders wenn eins der großen Monster mitmischt. Wer schon den Vorgänger gespielt hat sollte wohl kein großes Problem haben die Steuerung schnell wieder im Griff zu haben, da sich nur wenig geändert hat.
Wenig geändert hat sich leider auch bei der Grafik. Zwar ist der Titel keine grafische Zumutung, aber er sticht auch nirgends besonders heraus. Gerade in den Städten wirkt die Grafik öfter mal recht lieblos und wenn dann noch Passanten erst wenige Meter vor eurer Nase erscheinen ist das alles andere als zeitgemäß. Richtig ärgerlich wird das, wenn man für einen Quest einen bestimmten NSC sucht und dazu jeden Meter abklappern muss, in der Ungewissheit ob da nicht noch jemand steht der auf Entfernung nicht angezeigt wird.
Außerhalb der Städte indess kann sich die Grafik durchaus sehen lassen. An Titel wie Final Fantasy kommt sie zwar nicht heran, aber es macht Spaß die unterschiedlichsten Landschaften zu durchstreifen und man wird optisch definitiv nicht gelangweilt.

Genreüblich gibt es auch eine ganze Reihe an Nebenquests, die sich unterteilen in Quests für die Abtenteurergilde, Botengänge für NSC und Kopfgeldjagden nach besonderen Monstern. Damit hat man auch abseits der Hauptstory und dem langweiligen Gegnerfarmen genug Möglichkeiten seine Party zu verbessern und mit etwas Glück nützliche Gegenstände abzugreifen.
Etwas bedauerlich ist es, dass man die Botengänge auch bei den Reisen in die Vergangenheit annehmen kann und dann in der Gegenwart beendet. Das kommt zwar dem Gameplay zugute, wirkt aber irritierend wenn im Beschreibungstext von Zeitdruck die Rede ist, oder man so weit in die Vergangenheit reist, dass der Questgeber in der Gegenwart eigentlich garnicht mehr leben dürfte.

Mit der richtigen Ausrüstung ist der Einsatz des Ritters gar nicht mehr zwingend nötig für solche Kolosse. Geht mit Ritter dennoch schneller.
Zugegeben ist das schon Meckern auf höherem Niveau. Denn auf der anderen Seite wird hier eine ziemlich lebendige NSC-Welt präsentiert, die zwar noch einen Tick dynamischer sein könnte, aber sich so genau in der Waage befindet zwischen nichtssagenden Einheits-NSC wie im letzten FinalFantasy und künstlich aufgeblasenen NSC wie beispielsweise in MassEffect.

Tatsächlich ist Greede mit seiner Größe und Menge an NSC wahrlich bombastisch. Ohne Probleme kann man hier stundenlang verweilen, kleine Quests erledigen und seine Ausrüstung verbessern. Ehe ich weiter der Story folge nutze ich die Gelegenheit und investiere die inzwischen reichlich angesammelten Zutaten in die Aufwertung meiner Rüstungen und Waffen, in der vagen Hoffnung nicht beim nächsten Quest wieder bessere Gegenstände zu finden die die Aufwertung nutzlos machen.
Persönliches Highlight ist der Fund einer Brille, die wie die gesamte restliche Ausrüstung auch, direkt am Charakter zu sehen ist. Die Werte der Sehhilfe sind zwar ziemlich unspektakulär, aber meine Elementaristin sieht nun gleich deutlich besser aus. Das ist mir die paar hundert Goldstücke wert

Inzwischen hat sich auch Cesar meiner Heldengruppe angeschlossen und bringt erfreulicherweise gleich einen eigenen Ritter mit. Ich schätze ich sollte nun nicht mehr nur die Ausrüstung meiner Kämpfer aufrüsten, sondern auch den beiden Rittern ihre ersten Verbesserungen besorgen. So geht's also wieder auf ins nächste Abenteuer, diesmal satte 40 Jahre zurück. Ich bin gespannt und hoffe einige hilfreiche Zutaten für die nächsten Upgrades zu erhalten.

Tag 3
Langsam näher ich mich der Halbzeit im Spiel, oder nähere ich mich doch schon dem letzten Kapitel? Das lässt sich leider nicht so gut einschätzen, aber erstmal eins nach dem anderen.
Das erhoffte Aufrüsten der Ritter klappte nur ansatzweise, es fehlen noch immer die nötigen Zutaten. Auch bei der normalen Ausrüstung hapert es vereinzelt an benötigten Ingredienzen. Aus der Not wird eine Tugend gemacht und inzwischen hat sich eine stattliche Sammlung an Notizzetteln neben der Konsole breitgemacht mit den Hinweisen was wofür gerade benötigt würde.
Generell würde ich es begrüßen wenn man auch unabhängig von den Händlern nachschlagen kann was genau für das nächste Waffen- oder Rüstungsupgrade benötigt wird. Wer wie ich ein katastrophales Kurzzeitgedächtnis hat, kommt um eine kleine Zettelwirtschaft nicht drum herum. Alternativ hält man sich an den verschiedenen Onlineportalen mit Hilfs-Guides, aber das selbstständige Erkunden und probieren ist doch immer noch das interessanterere.

Bei der Gelegenheit kann man gleich ein paar Worte zur Benutzerfreundlichkeit der restlichen Menüs verlieren. Die Verwaltung der Fähigkeiten und der Aktionsleisten könnte zwar einen Tick runder gestaltet sein, geht aber nach einiger Zeit gut genug von der Hand. Etwas lästig ist es nur für die Details einzelner Fähigkeiten erst ins Steigerungsmenü zu wechseln, im Verwaltungsmenü für die Aktionsleiste kriegt man nur die gröbsten Daten angezeigt. Das ist besonders bei dem Versuch effektive Kombos zu erstellen ziemlich hinderlich.
Weitaus umständlicher ist leider das Inventarsystem gelöst. Dieses fühlt sich an als käme es direkt aus den 90ern; ein Gefühl welches das Spiel in mancherlei Hinsicht verströmt, was abgesehen vom Inventar aber keineswegs negativ gemeint ist. Warum man hier kein zweispaltiges Taschensystem genutzt hat sondern Gegenstände umständlich von einer Person zur anderen verfrachten muss und das gemeinsame Lager auch nur bedingt immer benutzbar ist, wird wohl ein Rätsel der Entwickler bleiben.
Zumindest muss man erwähnen dass das Inventar auch nicht all zu oft benötigt wird, dank einer sehr guten Partner-KI, aber dazu gleich noch etwas mehr.

Im Kampf indess weiß der Umgang mit den Aktionsleisten bald zu gefallen. Einzig die Option Gegenstände direkt in die Leisten zu legen fehlt hier. Da man ansonsten meist aber aus der breiten Masse an Aktionen nur eine kleine Handvoll nutzt, geht das Menü nach wenig Übung gut von der Hand. Ich muss daher meine anfängliche Skepsis revidieren. Wenn man sich erst mal gut in die Fähigkeiten eingefuchst hat und seinen persönlichen Spielstil gefunden hat, sind die Aktionsleisten durchaus brauchbar.

Was das Kampfsystem an sich angeht bin ich mir noch recht unschlüssig. Einerseits sieht es mit seiner Fülle von Optionen, den Rittern und den Kombos nach einem sehr tiefgründigem komplexen System aus, dazu gehört auch die gute Partner-KI, aber man hat ständig das Gefühl es nie gänzlich auszureizen.
Bis jetzt haben sowohl die Kombos als auch die aufgerüsteten Gegenstände nur eine kleine Verbesserung im Kampf bewirkt. Wenn man bedenkt wie umfangreich beide Parts behandelt werden, ist das kärgliche Ergebnis doch sehr irritierend. Fairerweise sollte ich aber die Möglichkeit einräumen dass ich schlichtweg noch nicht alle Finessen beider Systeme ausloten konnte, daher übe ich mich weiter in Geduld. Genug Möglichkeiten zum trainieren und anpassen bietete das Spiel ja allemal.

Auf der Haben-Seite gefällt, dass selbst ohne Analysezauber mit etwas Beobachtung schnell klar wird, gegen welche Angriffe bestimmte Monster eine Schwäche haben. Der richtige Einsatz von Stärkungs- und Schwächungszaubern stellt somit kein Problem dar und bringt, im Gegensatz zu den Kombos und Waffenupgrades, spürbare Vorteile.
Die erwähnte Partner-KI macht ebenfalls einen hervorragenden Job und kümmert sich in der Regel rasch um gefallene Kameraden, selbst wenn der betreffende Streiter in seiner Strategie nicht auf Heilen eingestellt ist, sehr vorbildlich. Der Bequemlichkeit halber habe ich daher die meisten Heil- und Manatränke meinen Gefährten gegeben. Seit langem habe ich in einem Spiel endlich mal keine Bedenken, ihnen den sinnvollen Einsatz dieser zu überlassen.
Auch gehen die Kämpfe in der Regel sehr schnell vonstatten. Da es keinen separaten Kampf-Bildschirm gibt und auch die erhaltenen EP sowie Gegenstände über die Chatbox mitgeteilt werden, schnetzelt man sich selbst durch längere Wegstrecken ohne Ermüdungserscheinungen.

Indess gab es immerhin einiges an abwechslungsreicher Landschaft zu sehen. Von Katakomben über Gebirgspässe bis hin zu Wüsten inklusive von Kröten bevölkerten Wüstenstädten gibt es einiges zu sehen. Einige Gebiete sind zwar schon aus dem Vorgänger bekannt, da die Reiseroute aber im Sinne der Handlung durchaus Sinn ergibt, hat man nicht das Gefühl einer künstlichen Streckung.
Bei der Handlung hätte hier und da etwas mehr Kreativität und auch Fülle durchaus gut getan. Immer wieder kämpft man sich über lange Strecken voran, beschäftigt sich mit Botengängen und anderen Quests, bis man endlich wieder einen Happen von der Story erhält. Diese sind leider nicht immer sonderlich motivierend oder einleuchtend, zumindest aber gut erzählt. Wie erwähnt ist das gesamte Setting recht nah am Fantasy-Anime-Stil der späten 90er orientiert, was auch die Story betrifft. Wen man sich aber darauf einlassen kann, leistet sie für ihren Zweck aber gute Dienste und vereinzelt gibt es dann auch einige sehr sehenswerte Highlights.

Mir persönlich gefällt der Stil durchaus, vor allem da er sich von dem überzogen ernsthaft bemühtem Pathos anderer Titel wohltuend abhebt. Etwas mehr Feinschliff und ein paar mehr Story-Häppchen im Spielverlauf hätten es aber schon sein dürfen. Freunde der alten Escaflowne- oder Lodoss-Animes werden sich hier aber wohl pudelwohl fühlen.

Nachdem ich nun, zur gefühlten Halbzeit (aber befürchtetem vorletzten Kapitel) der Handlung einen weiteren Ritter erhalten habe, über dessen Design ich besser kein Wort verliere, prüfe ich nochmal meine Liste an benötigten Komponenten und stürze mich dann ins nächste Schlachtgetümmel. Mal sehen was da noch kommt.

Tag 4
Tatsächlich läutet White Knight Chronicles II nach den letzten Erlebnissen das Ende ein. Aber entgegen meiner Erwartung kein rasches und überhastetes, ganz im Gegenteil. Nachdem ich meine Heldentruppe schon beim letzten mal mit einem weiteren Ritter ausstatten konnte, wird die Gegnerstufe und die Handlungsdichte kräftig nach oben geschraubt. Stellenweise kann ich kaum noch glauben dass es sich um dasselbe Spiel handelt mit dem ich angefangen habe.

Bevor ich schließlich in den allerletzten Spielabschnitt eintrete, nehme ich mir nochmal ein paar Stunden und widme mich den diversen Nebenquests und Kopfgeldaufträgen. Zwar sind die meisten nach dem Standardschema gestrickt, aber bei der Darbietung hat man sich wenigstens so viel Mühe gegeben, dass man damit gerne einige Stunden verbringt. Die erhaltenen Belohnungen und das Gold fließt sogleich in die Ausrüstung meiner Charaktere und ich merke an wie vielen Stellen es noch Potenzial für Verbesserungen gibt. Ruckzuck sind fünfzehn Stunden verstrichen in denen ich nichts weiter getan habe als meine Gruppe aufzurüsten. Dabei kam lobenswerterweise nie Langeweile auf oder das Gefühl nun endlich zurück zur Hauptstory zu müssen.

Dass die Möglichkeiten meine Incorrupti aufzuwerten erst spät freigeschaltet werden ist zwar etwas Schade, macht aber inhaltlich Sinn. Soll man eine überlebensgroße Kampfmaschine in Form eines Ritters etwa mit Überresten normal großer Monster aufwerten? Nein, hier müssen andere Kaliber her. Und dementsprechend sind die Farming-Gebiete um meine Incorrupti aufzuwerten auch gleich in eine eigene Dimension verlagert worden. Man hätte daraus zwar Storymäßig noch deutlich mehr machen können, aber auch so reicht es aus um sich lange Stunden damit zu beschäftigen. Erwähnte ich schon dass man auf diese Weise sogar für den eigenen, ewig-stummen Charakter einen Incorruptus kriegen kann? Nein, naja, nun wisst ihr es.
Wo ich gerade dabei bin, ist es wohl an der Zeit das Konzept des Spielercharakters zu kommentieren. Oft ließt man über die Verärgerung und Enttäuschung dass die eigene Figur nur ein stummer Sidekick ist und absolut nichts zur Story beiträgt. Das stimmt so zweifellos. Aber Level 5 hat mit diesem Kniff gekonnt zwei ansonsten sehr gegenläufige Konzepte zusammengeführt und die meisten Probleme die dabei normalerweise entstehen ausgehebelt.

Schauen wir uns die übliche Konkurrenz an. Wahlweise hat man einen eigenen Charakter den man überhaupt nicht anpassen kann, von späterer Aufrüstung mal abgesehen. Im Gegenzug ist er tief in die Handlung eingebettet und erlebt große Abenteuer mit allem was dazu gehört.
Alternativ kann man seinen Charakter anpassen, steuert diesen aber ohne eigene Stimme und die Umwelt reagiert nur in begrenztem, meist vorgegebenen Maße auf die eigene Figur, da es zu aufwändig ist alle Optionen der Charaktergenierung und Klassenausrichtung bei den Reaktionen der NPC und dem Handlungsscript zu berücksichtigen.

Beide Systeme haben klare Vor- aber auch Nachteile. Bei der Lösung von Level 5 ist meine selbst erschaffene Figur zwar nur eine Nebenfigur, aber ich kann das Spiel auch die meiste Zeit mit der eigentlichen Hauptfigur, oder einer der anderen Handlungsrelevanten Figuren bestreiten. Natürlich ist das etwas ungewohnt und es wäre nicht zu viel verlangt wenn man wenigstens etwas grundlegende Interaktion für den stummen Charakter implementiert hätte, doch insgesamt muss man die Kritik an diesem System wohl eher der Tatsache ankreiden dass die Spieler solch eine Mischung nicht gewohnt sind.

Nundenn, meine Figuren sind fertig ausgerüstet, Incorrupti sind allesamt gewartet und gepflegt, inklusive einer eigenen Lackierung für den eigenen Ritter, so viel Zeit muss sein, auf ins Finale!
Nach einer weiteren langen Reihe von Render- und Scriptscenen nähere ich mich mit großen Schritten dem Finale. Tatsächlich bin ich an mehreren Stellen baff was die Entwickler hier auffahren. Keine Frage, White Knight Chronicles erzählt eine altmodische Fantasystory, aber das Finale bewegt sich dabei auf einem handwerklich sehr hohen Niveau und hält durchgehend bei der Stange.
Großen tragischen Pathos darf man weiterhin nicht erwarten, aber Epos, Heldentum und dazu etwas schmalzige Lovestory in einer guten Mischung . Wer diese altmodischen Tugenden mag wird vermutlich hellauf begeistert sein.

Am Ende dauert es etwas bis ich begriffen habe dass es nun zu Ende ist. Die Story ist durch, das Land gerettet und um einige Strahlende Helden reicher. Einen dritten Teil der Reihe wird es angeblich nicht geben. Vielleicht aber ein paar Downloadcontents.
Aber halt... es gibt ja noch immer diverse Nebenquests, Kopfgeldjagden und nun auch noch einen speziellen Turm in dem man sich hardcorelike gegen überragende Monster behaupten kann.

Jedes gute Rollenspiel hat eine Party. Hier sogar mit echten Mitmenschen.
Ehe jemand es falsch versteht. Das letzte Final Fantasy hat mir sehr gefallen. Aber sowohl die Nebenquests als auch die Möglichkeit nach dem Ende der Hauptstory weiterzuspielen haben mich partout nicht gereizt. Ganz anders ist es hier. Meine Spielzeit liegt gerade bei etwas über 60 Stunden.
Wer sich beeilt kriegt das Spiel wohl in knapp 40 Stunden durch. Bis man aber auch nur ansatzweise alles erforscht hat und seine Kämpfer aufs beste hin optimiert hat, kann man sicherlich gut 80 oder wohl auch 120 Stunden verbringen.

Des weiteren gibt es noch eine interessante Online-Option. Man kann sich während des Spiels eine eigene Siedlung aufbauen und dort NPC aus den anderen Städten des Spiels ansiedeln. In dieser Siedlung lassen sich dann weitere Zutaten für die eigenen Charaktere fertigen. Das ganze ist angenehm zugänglich und bietet gleichzeitig genug Potenzial für eine lange Dauermotivation. Auch kann man die eigene Siedlung mit anderen Spielern teilen und ebenso deren besuchen. Damit lässt sich die Spielzeit tatsächlich auf weit über 100 Stunden bringen, ohne dass man in Eintönigkeit versinkt.

Abschließend fällt ein Urteil nicht sehr leicht. Das Spiel macht vieles richtig und oft hapert es nur an vergleichsweise kleinen Dingen. Dennoch dauert es einige Zeit bis das Spiel zu seiner wahren Größe findet. Bis dahin bewegt es sich im Bereich des gehobenen Mittelmaßes. Auch sucht man neue Gebiete eher mit der Lupe. Kenner des Erstlings könnte daher zurecht das Gefühl eines lauwarmen Aufguss beschleichen.
Andererseits wird man nach der Anfangszeit mit einer enorm hohen Spielzeit und ausreichend motivierender Handlung und Aufrüstoptionen belohnt. Ebenso wurden die gröbsten Mängel in der Steuerung und dem Kampfsystem des Vorgängers behoben. Auch erhält man noch den Vorgänger der technisch und spielerisch auf das Niveau des Nachfolgers angehoben wurde.

Nach einem langen hin und her muss ich doch gestehen dass ich mit dem Spiel äußerst viel Spaß hatte, mehr als mit einigen anderen Spielen der letzten Zeit. Daher vergebe ich für ein Spiel dass sich sehr bemüht, den Wurzeln eines tollen Genres treu bleibt und in der zweiten Auflage nur wenig Grund zum meckern bietet verdiente 4 Sterne.

Wer den Vorgänger noch nicht gespielt hat, oder Lust hat diesen auf dem Niveau des zweiten zu spielen rechnet noch einen Stern mit drauf, inklusive dem Prädikat "Goldener Zeitfresser"!

Ende


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