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Ausgewählter Test:
Review
  DEAD SPACE 2
  [ PC / PlayStation3 / Xbox360 ]   
DEAD SPACE 2 Isaac Clarke ist zurück. Unser gebeutelter Weltraummechaniker hat seinen Horrortrip nach dem ersten Teil natürlich noch nicht überstanden. Also schickt eure Freundin die nächsten Abende am besten außer Haus, schließt das Zimmer ab und beseitigt alles was irgendwelche Geräusche in eurer Wohnung verursachen kann. Dead Space 2 ist alles andere als harmlose Kost und Müsligemüter sollten lieber einen großen Bogen um den Titel machen.

Nach den Ereignissen auf der Ishimura, dem Bergbauschiff aus Teil 1, findet sich Clarke in einer Psychatrie der Weltraumstadt Sprawl wieder. Alptraumhafte Visionen seiner toten Freundin und vom Marker, jenem rätselhaften Stein welcher im ersten Teil für all die Monster verantwortlich war, quälen ihn. Schnell wird klar, dass Clarke nicht bloß unter Einbildungen leidet, sondern die Gefahr sehr real ist. Ehe man es sich versieht, flieht man in einem hervorragend gestalteten Eingangslevel vor den Nekromorph genannten Monstern.
Zuerst noch in Zwangsjacke, völlig wehrlos, später mit einer Lampe, die einem aber auch kaum hilft. Aber als Ingenieur bastelt man sich seine Ausrüstung notfalls eben selbst. Telekinese-Handschuh und Stasis-Generator baut Clarke sich im Vorübergehen aus verschiedenen Geräten zusammen.
Das wirkt nicht nur glaubwürdig, sondern macht auch schon beim Zuschauen einen Heidenspaß.

Solange man sich die Viecher nur ausreichend auf Abstand halten kann ist alles noch halb so wild...
Nach der ersten hektischen Flucht findet sich Clarke in der von Nekromorphs überrannten Stadt wieder. Ein Regierungsvertreter Namens Tiedemann versucht erfolglos die Nekromorphs aufzuhalten, konzentriert sich aber bald nur noch darauf Clarke selbst zu erwischen. Gleichzeitig erhält er über Funk Hilfe von einer fremden Frau, und dann wäre da noch der ebenfalls aus der Psychatrie geflohene Wissenschaftler namens Stross der noch verwirrter zu sein scheint als Clarke selbst. Als wäre all das nicht verwirrend genug, wird Clarke immer wieder von Visionen seiner toten Freundin, oder Flashbacks heimgesucht. Wirken diese am Anfang noch eher altbekannt aus anderen Spielen, steigern sie sich im Verlauf der Handlung immer mehr und funktionieren erstaunlich gut. An vielen Stellen merkt man, dass die Jungs von Visceral sich dazu sehr viele Gedanken gemacht haben.
Wer sich nach Dead Space und eventuell auch nach dem Railshooter 'Extraction' oder den Filmen fragte was es mit den Necromorphs und dem Marker auf sich hat kann sich freuen. Es gibt in der Tat einige neue Antworten, aber dafür natürlich auch nicht minder viele neue Fragen. Eine endgültige Erklärung steht also weiterhin aus.
Der neue Handlungsort bietet eine große Zahl abwechslungsreicher Level an, welche man im Gegensatz zum Erstling nun mehr geradlinig durchquert, während man im ersten Teil noch aus den verschiedenen Bereichen der Ishimura per Transitbahn erreichte. Das passt zum Handlungsverlauf, der nun mehr eine Flucht darstellt, welche sich dramaturgisch immer weiter zuspitzt. Von Krankenhäusern, Kindergärten, U-Bahnstationen, Mienen und bis hin zum All, über mangelnde Abwechslung kann man sich wirklich nicht beklagen. Selten hat man das Gefühl Gänge schon zu kennen und eine künstliche Streckung der Spielzeit durch doppelt zu laufende Wege gibt es auch keine. Während einige Szenen, wie beispielsweise der Kindergarten, sehr makaber wirken, bieten andere, wie zum Beispiel die Ausflüge in der Schwerelosigkeit, eine willkommene Abwechslung zum normalen Gameplayablauf. Die Steuerung in der Schwerelosigkeit wurde deutlich verbessert und der Ideenreichtum der Entwickler sorgt dafür, dass nie Langeweile aufkommt.
Sehr gelungen sind die Bosskämpfe. Oft kommen sie überraschend und ohne große Vorwarnung und keiner läuft nach einem all zu vorhersehbaren Muster ab. Natürlich gibt es Schwachpunkte bei Gegnern. Aber wenn man zuerst Kopfüber an Kabelgewirr hängt, sich mit Mühe und Not dabei anstürmenden Horden erwährt, um dann, immer noch am Kabel hängend, den Obermotz zu erledigen, dann hat man eine stimmige und homogene Inszenierung die wirklich ihresgleichen sucht.
Es wäre wünschenswert wenn andere Entwickler sich diesbezüglich auch mal mehr Mühe geben würden. Altbekannte Bosskämpfe mit festen Bewegunsmustern sind genauso langweilig und wenig Atmosphärisch wie Quicktime-Events.
Die vorhandenen Rätsel sind gut zu lösen, ohne all zu plump daherzukommen. Gerade weil man einen echten Mechaniker spielt, tragen die gut gestalteten Knobeleien einen guten Teil bei zur Identifizierung des Spielers mit der Hauptfigur.
Das bringt uns gleich zum nächsten Punkt. Im Gegensatz zum Erstling spricht Clarke nun endlich auch, zudem hört man immer wieder seine Gedanken zu der immer schlechter werdenden Situation. Und gemäß seines kaputten psychischen Zustands wird auch nicht gerade wenig geflucht.
Doch dies verkommt nie zum Selbstweck und selbst die sonst so üblichen Oneliner werden hier nur sehr sparsam benutzt, ist es doch viel wichtiger sich mit Clarke zu identifizieren. Das gelingt im Verlauf der Handlung auch immer besser. Vor allem Spieler die den ersten Teil kennen werden hier gleich doppelt verwöhnt, doch auch Neuspieler kommen auf ihre Kosten.
Für diese steht zudem ein gut gemachter Kurzfilm parat, der die Ereignisse des ersten Teils zusammenfasst.

...klappt leider nicht immer so gut. Dann heißts ab zum letzten Speicherpunkt.
Bei der Ausrüstung gibt es nicht viel neues. Mit der Stasis kann man wie gehabt Gegner oder Maschinen für eine gewisse Zeit verlangsamen, um sie dann in Ruhe mit dem richtigen Werkzeug zu zerteilen. Das Arsenal bestehend aus zweckentfremdeten Werkzeugen und einigen typischen Schießprügeln wurde lediglich um eine Harpune ergänzt. Diese ermöglicht das Festnageln von Gegnern und über die Sekundärfunktion lässt sich der abgefeuerte Spieß unter Strom setzen. Eine taktisch sehr gute Ergänzung zum Arsenal die so ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Die Kinese mit der man Gegenstände bewegen kann, wurde verbessert so dass man gehaltene Gegenstände nun abfeuern kann. Nicht nur herumliegende Eisenstäbe, auch Besen, abgetrennte Gliedmaßen und vieles mehr wird so zur potenten Waffe und spart Munition. An Shops kauft man wie gewohnt neue Waffen, Munition, Anzüge und dergleichen mehr, an Werkbänken kann man gefundene Energieknoten benutzen um seine Ausrüstung zu verbessern. Neu ist die Möglichkeit ab einem bestimmten Punkt die verwendeten Energieknoten zurückzuerhalten. Das kostet zwar Geld, aber gibt einem gerade gegen Ende des Spiels gute Gelegenheiten sein Arsenal nochmal zu überarbeiten. Technisch spielt Dead Space 2 ziemlich weit oben mit. Nur selten sind die Texturen nicht ganz scharf. Bei der Levelgestaltung hat man sich sehr viel Mühe gegeben und zum Glück gibt es oft genug ein paar ruhige Momente in denen man dann auch einfach mal die imposante Umgebung bewundern kann. Bei den Necromorphs hätte ein klein wenig mehr Abwechslung nicht geschadet, aber dafür ist ihr Auftritt meist sehr schön inszeniert, damit können wir gut leben.
Weniger verwirrend als im Erstling und eine gute Abwechslung zum regulären Spielverlauf - Sequenzen in Schwerelosigkeit.
Im Vorfeld gab es Verlautbarungen man wolle den Schwierigkeitsgrad, respektive den Horror-Faktor etwas zurückdrehen, da sehr viele Leute das Spiel wohl nicht beendet haben da es ihnen zu gruselig war. Ob dies stimmt, oder nur eine gut platzierte Marketing-Bauhauptung ist lässt sich schwer sagen.
Fakt ist, der Schwierigkeitsgrad ist in der Tat niedriger als beim Erstling. Wer dennoch auf die harte Kost steht kann natürlich einen entsprechend höheren Grad wählen. Wenn man das Spiel zudem im höchsten gemeistert hat, wird ein neuer Modus freigeschaltet, mit noch weniger Muniton, noch stärkeren Monstern und gerade mal 3(!!!) Speicherpunkten im gesamten Spielverlauf. Wer sich da noch unterfordert fühlt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen.
Neben der Schwierigkeit hat man auch den Horrorfaktor ein klein wenig zurückgenommen, doch tut dies dem Spiel keinen Abbruch. Bedenkt man dass man diesmal viel mehr flieht, statt geschehene Ereignisse zu erforschen wie im Erstling, macht dies durchaus Sinn und die Atmosphäre steht in ihrer Dichte dem Vorgänger kaum nach.
Viel mehr sollte man es begrüßen dass nicht jede Fortsetzung versucht in allen Belangen 'mehr' zu bieten, und damit oft scheitert, sondern sich auf das besinnt was den Erstling ausgemacht hat: Dichte Atmosphäre, abwechslungsreiches Leveldesign, gutes Gameplay und vor allem eine sehr gut erzählte Geschichte.

Neu ist der Multiplayermodus in dem Menschen gegen Nekromorphs auf verschiedenen Karten gegeneinander antreten. Die Menschen müssen dabei meist ein bestimmtes Missionsziel erfüllen, von dem die Nekromorphs sie abhalten müssen. Wie üblich kann man mit Erfahrungspunkten durch die Kämpfe neue Rüstungen, Waffen und Fertigkeiten freischalten. Das ganze ist nicht überragend aber durchaus solide gemacht, gerade aus Nekromorph-Sicht kommt richtiges Alien-Feeling auf. Natürlich ist das Gameplay ein ganz anderes als im Solomodus, Multiplayer wird aus dem Survival-Horror ein reinrassiger Shooter. Aber wer sich daran nicht stört, kann sich damit, nach dem durchspielen des Solomodus, die Wartezeit bis zum ersten DLC-Release verkürzen.
Fast vermisst man Ellen Ripley, Alienspaß im Multiplayermodus.
Bevor wir zum Ende kommen noch ein paar Worte zu der nicht gerade geizig eingesetzten Gewalt im Spiel. Isaac Clarke ist bei seinem Trip alles andere als zimperlich, aber auch seine Umgebung geizt mit Gewalt nicht gerade. Aber bei all der Gewalt schafft das Spiel es stets nicht dem Selbstzweck der Gewalt zu erliegen. Wenn man einem hartnäckigen Gegner erst die Gliedmaßen abtrennt, er dennoch immer näher kommt, und man ihm dann mit einem schwer keuchenden Stiefeltritt den Rest gibt, hat das ganz ehrlich viel weniger mit Splatter zu tun, als viel mehr mit einem ordentlichen Adrenalinstoß sowie einer Mischung aus Panik und Erleichterung.
Dies kann man wohl stellvertretend sehen für viele andere Aspekte des Spiels. Der Horror greift hier hervorragend auf den Spieler über und wenn man im abgedunkelten Raum, am besten mit einer Surround-Anlage, sich voranschleicht, dann fühlt man sich wirklich wie Isaac Clarke.

Fazit | Ich war zugegeben skeptisch ob Visceral es schafft die Geschichte ohne Brüche oder zu starke Klischees fortzuführen. Isaac war schon nach dem ersten Teil sehr kaputt und das hat sich im zweiten Teil kaum geändert und man musste sich fragen ob er so als Protagonist noch tragbar ist.
Tatsächlich wurde die Ausgangslage nach dem Ende des Vorgängers gut aufgegriffen und fortgeführt. Dass man um einige Verschwörungstheorien nicht herumkommt ist bei einem düsteren Mehrteiler nur verständlich und die diversen Nebenprodukte der Reihe haben diese Richtung ja auch schon oft genug angedeutet.
Dead Space 2 macht sehr vieles richtig an dem andere Fortsetzungen scheitern. Zwar wurde das Gameplay mehr in Richtung Mainstream verlagert, aber ohne dass das Spiel darunter leiden würde. Ob sich diese Änderungen im dritten Teil verstärken wird man abwarten müssen.
Doch man darf hoffen, dass sich die Marke bis dahin so gut entwickelt, dass eine weitere Straffung nicht nötig ist, um eine ausreichend große Käufergruppe anzusprechen.
Wer sich von drastischer Gewalt, physischem und psychischem Horror nicht verjagen lässt, wird mit Dead Space 2 definitiv einige sehr unterhaltsame Abende haben.   -  Alexander Lachwitz

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