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21. Januar 2014
Review
  BRAVELY DEFAULT
  [ Nintendo 3DS ]   

BRAVELY DEFAULT Längst nicht alle RPG-Perlen aus Japan schaffen es zu uns rüber, aber wenn, dann haben sie oft das Potenzial zum Klassiker. Im aktuellen Fall gab es sogar noch eine ordentliche Überarbeitung und Aufwertung, ehe Bravely Default auch im Westen an den Start gehen durfte. Aber reicht das um wirklich zu punkten, oder werden nur schablonenartig die Standardzutaten für JRPG-Erfolge erneut aufgekocht?

Alles beginnt mit einer großen Katastrophe. Wir erleben im Prolog wie das Dorf der Hauptfigur Tiz im wahrsten Sinne des Wortes vom Erdboden verschluckt wird. Dementsprechend verzweifelt begegnen uns auch in den ersten Spielstunden Tiz und Agnès. Letztere ist die einzige Überlebende Vestalin des Windes, eine Art Priesterin, die den Windkristall wieder zum Leuchten bringen will, die ältesten Final Fantasy-Titel lassen herzlichst grüßen. Kurze Zeit später hat man noch den Möchtegernfrauenheld Ringabel incl. obligatorischem Gedächtnisverlust, sowie die streitlustige Edea mit dabei. Vier Helden also um vier Kristallen wieder ihr Licht zurückzugeben. Letzteres wird zwar erst später offenbart, ist aber genauso vorhersehbar wie die charakterliche Entwicklung der Figuren. Auch die Dialoge entsprechen oft der Gattung Kindgerecht und lassen ältere Spieler nur vereinzelt Schmunzeln. Dennoch haftet dem ganzen ein Charme an, der über naiv und retrohaft hinausgeht.

Erlaubt uns, das wir uns vorstellen ihr Buddhistenschweine. Wir sind die Metzger!

Was das Gameplay angeht, stellt das Spiel eine sanfte Evolution dar und wagt keine großen Stilbrüche. Klares Vorbild sind die alten Final Fantasy-Teile (besonders III) mit ihren Job-Systemen, deren Mechaniken etwas modernisiert wurden. Kern-Element der rundenbasierten Kämpfe (deren zufällige Häufigkeit man an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann) sind die Default- und Brave-Manöver. Mit ersteren geht der Charakter für eine Runde in eine Verteidigungshaltung und erhält für die nächste eine zusätzliche Aktion. Auf diese Weise lassen sich bis zu drei Aktionen aufsparen, so dass man in einer Runde dann bis zu vier Mal handeln kann, dies läuft über den Brave-Befehl. Man kann mit seinen Aktionen auch ins Minus gehen und bis zu vier Aktionen ausführen, selbst wenn man nicht genug freie Aktionen hat, wichtig ist nur, dass man nicht schon zu Rundenbegin im Minus ist. In dem Fall heißt es nämlich warten bis man wieder auf 0 ist, so lange steht man den gegnerischen Angriffen ungeschützt gegenüber. Während man also normale Gegner bald schon in der ersten Runde mit einer ganzen Reihe an Angriffen erledigt, kommt man bei den Boss-Gegnern ein ums andere mal ans Grübeln.
Welchen Charakter lasse ich warten, welchen kann ich ins Minus gehen lassen, ohne dass er ungeschützt zur leichten Beute wird, wann und wie setze ich meine Defensiv- oder Heilzauber am besten ein. Ja, auch hier ist wieder ein Einfach-zu-lernen-schwer-zu-meistern-System präsent. Auch die zeitliche Reihenfolge der einzelnen Charaktere ist zufällig, lässt sich später aber immerhin durch Fähigkeiten und Items ein wenig anpassen.

Im Übrigen ist es nicht zu empfehlen die Zufallskämpfe zu stark zu reduzieren. Zwar ist kein langatmiges Grinding nötig wie noch Anfang der 90er, dennoch bestrafen selbst Standard-Gegner zu voreilige Spieler schnell. Gerade am Anfang wird man oft die Dungeons noch vor dem Bosskampf verlassen um noch einmal die Tränke und Ausrüstung der Gruppe aufzufrischen. Frust kommt dabei aber kaum auf. Als Belohnung für das fleißige Leveln, das auch nicht ausartet, wird der Spieler mit diversen Dialogen und Ingame-Szenen belohnt, die die Story vorantreiben und allesamt komplett vertont sind. Dazu kommen optionale (unvertonte) Dialoge, die aber oft sehr nah an Belanglosigkeiten streifen und vergeblich versuchen die Figuren abseits ihrer Klischees weiter auszubauen. Interessanter ist da schon das geheimnisvolle Tagebuch, welches Ringabel besitzt und in dem der Spieler blättern kann um schon eine Ahnung der kommenden Ereignisse zu bekommen. Dabei ist das Buch so geschrieben, dass keine wirklichen Spoiler vorhanden sind. Simpel aber sehr gelungen umgesetzt und zusammen mit diversen optionalen Nebenquests, die viel über die Welt und ihre Bewohner verraten. So viele und gute Möglichkeiten in eine Welt einzutauchen bekommt man selten. Da dürfte sich das nächste große Final Fantasy gern eine Scheibe von abschneiden, nachdem die letzten Versuche doch sehr platt daherkamen.

Kommen wir zum auffälligsten, dem Grafikstil. Die letzten zwei Jahre waren für den 3DS gelinde gesagt gute Jahre und wir haben viele Titel mit hochwertiger Grafik gesehen. Bravely Default spielt qualitativ nur im Mittelfeld, begeistert aber dafür mit einem frischen und detailverliebten 2D-3D-Mix. Kämpfe und die Dialoge der Figuren werden wie gehabt in 3D präsentiert. Die verschiedenen Orte, die wir mit unserer bunten Truppe im Laufe der gut 30-stündigen Story besuchen, wurden allesamt als zoombare handgezeichnete 2D-Hintergründe gestaltet, über die unsere Figuren wie Ameisen wandern. Wenn man einmal kurz pausiert, zoomt die Kamera heraus und präsentiert uns den Ort in seiner ganzen Pracht. Technisch gab es auch hier schon opulenteres zu sehen, doch die Mischung und vor allem die Abstimmung der 3D- und 2D-Stile verläuft fast ohne Bruch und geht endlich einmal Hand in Hand. Etwas an dem die meisten 3D-JRPGs auf dem DS und dem 3DS noch scheiterten.

Schau mir in die Augen, König.

Damit wären wir aber noch längst nicht am Ende. Bravely Default bietet ungewöhnlich viele Möglichkeiten um sich auszutoben. Neben den erwähnten Nebenquests lässt sich das zerstörte Dorf aufbauen, Kämpfer und Feinde via StreetPass rekrutieren, Angriffe für Freunde bereitstellen und vieles mehr. Einige Monster/Quests sind nur zu bestimmten Zeiten anzutreffen, was dem Tag- und Nachtwechsel im Spiel eine größere Bedeutung verleiht. Auch könnt ihr nicht nur die Klassen eurer Charaktere leveln und wechseln, ihr könnt auch über Sekundärfähigkeiten auf die Talente anderer Klassen zugreifen, was die überschaubare Zahl von 24 Jobs zu einem Baukasten aufbläht, der kaum Wünsche offen lässt. Oh und Beschwörungen gibt es natürlich auch.
Etwas zwiespältig sind ein paar Features die nur halbgar oder mit fragwürdigem Nutzwert implementiert wurden. Besonders ärgerlich ist dies beim Augmented Reality, das zwar im Intro sehr schön genutzt wird, danach aber keine Rolle mehr spielt. Hier wäre mehr drin gewesen, definitiv. Man mag sich kaum vorstellen, wenn Ringabels Tagebuch mit den Features von Spirit Camera versehen wäre....

Auch das Sammeln von Aktionspunkten über den Stand-By-Modus des 3DS ist so eine Sache. Für 8 Stunden Stand-By bekommt ihr eine SP-Einheit, die ihr nutzen könnt um jederzeit, also auch mitten in der gegnerischen Attacke eigene Aktionen auszuführen. Alternativ kann man diese Einheiten gegen Echtgeld kaufen. Warum ein Echtgeld-System bei einem Vollpreis-Titel genutzt wird? Hoffen wir dieses Beispiel macht nicht Schule. Wer aber halbwegs taktisch vorgeht, wird ohne dieses Extragebühr auskommen.

Secret Weapons of WWI: Preussengolem

Immerhin bietet Bravely Default aber über den Dorfausbau eines der schönsten StreetPass-Features der letzten Zeit. Das Sammeln neuer Freunde und Freischalten neuer Bonus-Aktionen kann einen durchaus vom Retten der Welt abhalten. Einen echten Multiplayer-Modus gibt es zwar nicht, aber der hätte wahrscheinlich längst nicht so viel Spaß gemacht wie das Aufbauen des Dorfes.

Im Original wurde der Titel noch vom Zusatz 'Flying Fairy' begleitet, während die Neuveröffentlichung in Japan nun zusätzlich 'For the Sequel' im Titel trägt. Für uns kann das egal sein, denn die Neuveröffentlichung ist definitiv eine große Aufwertung und kann als definitive Version des Spiels betrachtet werden, auch wenn es weiterhin hier und da noch Kanten gibt.


Review
 | Gelungene Neuauflage und definitiv ein Klassiker

Mit viel Glück wird Silicon Studio aus diesem Titel eine langlebige Reihe machen. Schon jetzt steht für nächstes Jahr mit Bravely Second ein Nachfolger ins Haus und angeblich würde man gerne jährlich einen neuen Titel produzieren. Solange dabei die Ideenflut und Qualität nicht leidet; ich würd sie gerne kaufen!
Bravely Default ist eines dieser Spiele die gezielt Retro-Sehnsüchte ansprechen, entsprechend verkitschte Figuren und Storys liefern und ein altbackenes Gameplay behutsam an moderne Spielgewohnheiten anpassen. Ja, das Ganze ist ein ziemliches Marketingkalkül. Aber... es macht seine Arbeit gut! Der Schwierigkeitsgrad ist solide bis knackig, der Humor und Charme zündet oft genug und die Mischung aus 2D und 3D entlockt selbst Nicht-Spielern entzückte 'Ach ist das hübsch!'-Ausrufe. Vor allem aber versteckt sich hinter dem einfachen Gameplay ein überraschend großer Bausatz an verschiedensten Elementen mit denen man weit mehr als nur die dreißig Stunden Standard-Spielzeit füllen kann. Damit reiht sich Bravely Default in eine Reihe mit Perlen wie Fire Emblem Awakening, Animal Crossing: New Leaf und natürlich Pokemon X/ Y ein.
Dafür hat sich das Spiel noch gerade seinen fünften Stern verdient. Für die Fortsetzung wünsche ich mir nicht mehr Features, sondern ein etwas besseres Abwägen und Implementieren der schon vorhandenen. Alle nötigen Zutaten sind da, nur die Feinabstimmung kann noch ein Quentchen besser sein.

  -  Alexander Lachwitz



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