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18. Oktober 2013
Review
  KILLER IS DEAD
  [ PS3 / 360 ]   

KILLER IS DEAD Man nehme einen stylishen Anzugträger namens Mondo Zappa und gebe ihm ein Katana in die rechte Hand. Die linke Hand, beziehungsweise den kompletten Arm ersetzt man durch eine austauschbare, bionische Waffe, mit der man seine Gegner auch aus der Distanz ordentlich in Schach halten kann. Fertig wäre der perfekte Protagonist für ein Hack´n´Slay, bei dem man alles niederstreckt, was sich einem in den Weg stellt.

Es gehört aber zum guten Ton und muss eingangs zwingend erwähnt werden, dass Killer is Dead nicht irgendein Hack´n´Slay ist, sondern dem gleichsam kranken wie genialen Hirn von Goichi Suda entsprungen ist. Besser bekannt als Suda51 ist er das Mastermind hinter Titeln wie Killer7 oder No More Heroes, das regelmäßig zu dem Quentin Tarantino des Gamings hochstilisiert wird. Das mag für Titel wie Lollipop Chainsaw oder das zuletzt von mir besprochene Shadows of the Damned zutreffen, die für das geneigte Publikum weitaus zugänglicher waren wie die späteren Werke des Regisseurs auch.

Da legst di nieda!

Killer is Dead ist da völlig anders. Das eigentlich recht einfache Spielprinzip ist als solches nicht ohne den Gesamtzusammenhang zu bewerten, den man entweder völlig krank finden oder als Kunst bezeichnen kann. So zu polarisieren ist ja an sich auch schon eine Kunst.
Oben genannter Mondo verdingt sich als Auftragskiller in einer nicht allzu entfernten Zukunft. Da er von einer Agentur beschäftigt wird, die unter anderem von der Regierung finanziert wird, sind seine Opfer selbstverständlich keineswegs bemitleidenswerte Zeitgenossen, sondern ungeheuerliche Verbrecher. Praktisch ist es da, dass deren Blut als Antriebskraft des linken Arms unseres Helden dient. Falls es ihn einmal zu Boden strecken sollte, ist ihm eine Begleiterin zur Seite gestellt: Ein junges Mädchen, das mit ihrer kreischigen Stimme bestimmt auch Tote erwecken könnte, Mondo aber im Falle eines Falles mit einer Herzmassage reanimiert.

Unter diesen Voraussetzungen geht es nun gegen Ninjas mit Augapfel-Keulen und monströse Bossgegner wie Spinnenfrauen mit aus medizinischer Sicht ungünstig verdrehtem Kopf oder Lokomotiven, die allesamt mit beeindruckenden Blutfontänen aus dem Leben scheiden und irgendwie mit der dunklen Seite des Mondes in Zusammenhang stehen. Wer darin ein popkulturelles Zitat sieht, liegt richtig. Ohne käme auch kein Suda51-Titel aus. So finden wir uns zum Beispiel in der ersten der insgesamt zwölf Missionen in einem Haus wieder, in dem sich die Hieronymus Bosch-Variante von Alice im Wunderland befindet. Und dreimal darf man raten, wie die Dame, die sich letztendlich als Missionsziel "entpuppt", heißt.
Im Gegensatz zu den abgefahren Schauplätzen und Gegnern wirkt die Steuerung im positiven Sinne einfach, gar konventionell. Die Kombos sind schnell erlernt, es zählt die Bewegungsmuster der Feinde zu studieren um im richtigen Moment zu blocken und dann noch stärker angreifen zu können. In solchen Momenten wird eine sehr effektvolle Zeitlupe in schwarz-weiß aktiviert, bei der Sin City mäßig das weiterhin rote Blut noch besser zur Geltung kommt. Die Kämpfe sind auch in keinem Moment als unfair zu bezeichnen. sollte es doch einmal zu heftig werden, muss man löblich erwähnen, dass man den Schwierigkeitsgrad jederzeit für die jeweilige Mission ändern kann.

Mit dem Einsammeln zahlreich verteilter Items kann man seine körperliche Verfassung verbessern. Zum Aufrüsten seines Waffenarsenals dienen die die sogenannten Gigolo-Missionen, die man neben den Hauptmissionen über eine Weltkarte anwählen kann. Über Sinn und Unsinn dieser Missionen lässt sich vorzüglich streiten, immerhin geht es dabei um Dates, bei denen man der Angebeteten möglichst unauffällig auf die weiblichen Vorzüge glotzen und anschließend mit einem Geschenk betören muss. Das kann man Sexismus nennen, ist aber so dermaßen over the top und nicht ernst zu nehmen, dass man das einfach unter dem Deckmantel der Ironie verschwinden lassen kann. So glänzt Killer is Dead ohnehin mit einem latent absurdenHumor, der sich durch die Dialoge und die Story zieht. Viele offene Fragen und ein fehlender roter Faden, durch den die Gesamtgeschichte zusammengehalten werden müsste, ist hier Programm. Aus dieser Sicht ist Suda51 mit Killer is Dead auch viel näher an David Lynch oder Takashi Miike als an obengenannten Tarantino.

Neulich beim Frauenarzt

Zur surrealen Stimmung des Spiels trägt die ausgefallene Comic-Optik bei. Harte Kontraste, Reduzierung und viel Dunkelheit, die regelmäßig durch eine Farbgebung gebrochen wird, die man unter normalen Umständen als augenkrebsfördernd bezeichnen würde, kann man nur als einzigartig bezeichnen. Eine Geschmacksfrage mag das sicherlich sein, aber im Vergleich zu dem allgemeinen Trend, einen Hyperrealismus zu pflegen, ist das ein sehr eigenständiger, künstlerischer Ansatz.
Schade, dass bei dem optischen Spektakel die Kameraführung nicht immer mithalten kann, was einen oft zusätzlich in Bedrängnis geraten lässt, wenn man gerade mitten im ohnehin schon hektischen Gefecht ist.

Nicht nur für SM-Spiele geeignet: Pussy Penetrator 2000

Perfekt inszeniert ist der Soundtrack, für den sich ein alter Bekannter verantwortlich zeichnet und auch schon Suda51s jüngere Titel unterlegte. Akira Yamaoka weiß es wie kein zweiter, die kranken Fantasien mit Tönen zu umspielen. Von Metal bis zu schrägen Synthieklängen wird auf der Klaviatur der möglichen und vor allem passenden Soundtracks keine Taste ausgelassen. Wenn eine Auflistung der Kills ins Bild gesetzt wird und dazu Smooth Jazz - böse Zungen sagen auch Fahrstuhlmusik - gespielt wird, lacht das Nerd-Herz.


Review
 | Polarisieren ist auch eine Kunst

Ich sag es gleich: Dieses Spiel bringt einen bewertungstechnisch in eine Zwickmühle. Das Spielprinzip ist nicht sonderlich originell und Fans eines straighten Hack´n´Slays sind sicherlich mit anderen Titeln wie God of war besser bedient. Allerdings kommt hierbei die Geschmacksfrage ins Spiel, die Suda51-Variable sozusagen...
Killer is Dead ist faszinierend auf seine eigene kranke Art und Weise. Eigenständig und einzigartig in der Summe seiner Teile. Als Action-Fan sollte man einen Blick darauf werfen, für Freunde von artifiziellen Spielen ist es ein Pflichtkauf. Für alle anderen ist es ein Rohrkrepierer.
Für mich sind es:

  -  Michael Holtschulte



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