"Ich möchte ihnen einen persönlichen Freund vorstellen. Dies ist ein M41A Pulsgewehr. Zehn Millimeter mit einem
zusätzlichen dreißig-Millimeter Granatwerfer."
Wer dieses Zitat Cpl. D. Hicks aus dem Kultstreifen 'Aliens' zuordnen kann, ist hier genau richtig. Wir schnappen
uns besagten persönlichen Freund und gehen auf Käferjagd. 'Aliens Infestation' heißt der neue DS-Titel von Gearbox und
WayForward. Skeptiker könnten jetzt behaupten mit dem kleinen Handheld-Titel will man nur die Kundschaft für den kommenden
AAA-Titel 'Aliens Colonial Marines' ködern. Aber schauen wir mal ob da wirklich was dran ist, oder ob man hier nicht doch
eine kleine Perle entwickelt hat.
Die gute Nachricht vorweg. Aliens Infestation ist ein guter Titel der tatsächlich unterhalten kann. Das Gefühl
eines billigen DS-Ports kommt hier in keinem Moment auf, auch wenn man sich Stellenweise noch ein paar weitere Features
wünscht. Aber eins nach dem anderen...
Getreu dem Titel spielt die Handlung kurz nach besagtem zweiten Film der Alien-Reihe. Eine Truppe Marines wird
ausgesandt um zu untersuchen was auf LV-426 und der USS Sulaco passiert ist. Natürlich haben die armen Tölpel keine
Ahnung was sie erwartet und es wird auch niemanden überraschen wenn sie erst nach und nach das Ausmaß der Katastrophe
begreifen. Ebenso wenig fehlt ein Abgesandter der Firma der nicht müde wird zu betonen wie wichtig die Xenomorph doch
sind und dass man nicht blindlings alles zerstören darf.
Kurzum; der für die Hintergrundstory verantwortliche hat gewiss keine Überstunden geschoben, aber immerhin hat er
sich an die bekannten Fakten gehalten und es vermieden unnötige Erweiterungen in das Alien-Universum zu pflanzen.
Neben LV-436 und der USS-Sulacco gibt es auch einige weitere Handlungsorte, die es zwar so nicht in den Filmen gab,
die aber vom Setting und Styling sehr gut in den bisherigen Kontext passen.
Voll in die Eierstöcke... |
Dankenswerterweise ist Aliens Infestitation kein 3D-Shooter oder generell kein Spiel mit
3D-Grafik geworden. Gewiss, der kleine DS kann einiges, aber seine Stärken spielt er dennoch am ehesten im
2D-Segment aus. Ergo handelt es sich um einen klassischen Sidescroller mit einigen Metroidvania-Elementen.
Während ihr mit dem Steuerkreuz euren Marine über den oberen Schirm lenkt, seht ihr auf dem unteren die
obligatorische Karte, bzw. könnt eure Waffen prüfen. Letzteres bietet nicht viele Optionen an, da man immer
nur eine Waffe, plus als Notwaffe eine Pistole mit endloser Munition mit sich führen kann. Dazu kommen Granaten
und später noch Gimmicks wie Schweißbrenner, Lampe, Sprengsätze etc. die das betreten weiterer Bereiche ermöglichen.
Gut gelungen ist die Kombination der Karte mit dem bekannten Bewegungsscanner aus dem Film. Das ständige
*BLIP...BLIP...BLIP* steigert zusammen mit dem Filmscore und der restlichen Soundkulisse die Atmosphäre ungemein.
Allerdings wäre es sicher nicht zu viel verlangt, wenn die Aliens nicht immer an absolut denselben Orten auftauchen.
Gerade wenn man auf der Suche nach dem nächsten Schlüsselgegenstand ist und einen Ort mehrmals durchquert, kommt
so schnell zu viel Routine in die Käferjagd.
Wenn man bei besagter Jagd mal nicht schnell genug am Abzug ist, oder einem die
Munition ausgeht, kurzum, es zu einem fatalen Techtelmechtel kommt, hat man zum Glück einen gewissen
Vorrat an Lebensenergie. Ist dieser aber aufgebraucht, ist der Marine rettungslos verloren. Ob Tot oder
vermisst, er kommt nicht wieder....
Game Over? Mitnichten. Immerhin startet ihr mit vier Marines, die zwar unterschiedliche Konterfeis
und auch verschiedene Sprüche drauf haben, sich sonst aber in keinster Weise unterscheiden. Gibt einer
den Löffel ab, springt gleich der nächste ein, mit exakt derselben Bewaffnung und Ausrüstung wie sein
unglücklicher Vorgänger.
Dennoch sind vier Marines nicht gerade viel, besonders wenn man es mit solchen Horden wie in diesem Spiel zu tun hat.
Zwar hat man nach der Hälfte zwar ausreichend Waffen, und diese auch gut genug aufgerüstet, dass man meist kein Problem
hat; aber gerade die Bossgegner erfordern doch deutlich mehr Geschick, so dass schnell mal jemand auf der Strecke bleibt.
Daher sollte man beim erforschen der Orte die Augen offenhalten. Oft gibt es Lüftungsschächte, schwer erreichbare
Zugänge und weitere Orte die neben zusätzlicher Munition, Waffenverbesserungen etc. auch weitere Marines beinhalten.
Im Grunde kann man diese zwar als Extraleben abstempeln, doch wenn man nicht weiter daran denkt, funktioniert dieser
Mechanismus wunderbar.
H.R. Giger Pixelart wirkte zu 'Darkseed'-Zeiten schon mal besser
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Schade nur dass man sich nicht die Mühe machte den Marines leicht unterschiedliche Attribute zu geben.
Das hätte die Verbundenheit mit den Figuren deutlich erhöht, während man so den Bildschirmtod oft eher
nur Schulterzuckend hinnimmt. Gerade in der zweiten Spielhälfte hat man oft keine Mühe immer drei Marines
auf Vorrat zu haben, so dass die Spannung etwas abnimmt.
Auf der Haben-Seite ist das Gameplay so sehr übersichtlich gehalten und bietet kurzweilige Unterhaltung,
beispielsweise für die nächste Bahnfahrt oder ähnliches.
Kein Penis am Hinterkopf, das muss die Königin sein!
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Auch das Freischalten neu begehbarer Orte über verschiedene Items ist gut gelungen, auch wenn man
das Prinzip schon nicht nur bei diversen Metroid- und Castlevania-Titeln erlebt hat. Eine schlichte,
aber ausreichend gut gelungene Umsetzung. Einziger Kritikpunkt ist, dass nicht immer das nächste Missionsziel
auf der Karte eingezeichnet ist, und man so manchmal sehr, sehr lange in den verwinkelten Gängen herumirrt,
bis man weiß wo es nun weitergeht. Das tritt zwar nicht zu oft auf, bremst den Spielspaß aber merklich.
An weiteren Features gibt es leider nicht viel. Neben einem Messerspiel (ebenfalls aus Aliens bekannt)
gibt es nur noch Biographien der verschiedenen Marines. Summa sumarum haben wir hier einen gut gemachten, aber
nicht übermäßig umfangreichen Sidescroller, der mit kleinen und größeren Zitaten aus den Filmen nicht geizt. Das
Alien-Prinzip funktioniert auf dem kleinen DS erstaunlich gut, dennoch hätte man ruhig noch eine Schippe mehr an
Features bzw. Inhalt aufladen können.
Wer nur atmosphärisch nette Kurzweil sucht, gibt daher noch einen Stern drauf, während alle anderen das
Spiel mit soliden 3 Sternen bewerten sollten.
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Metakritik
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