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DUNGEON SIEGE III |
[ 360 / PC / PS3 ] |
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Nachdem Chris Taylor und seine Firma Gas Powered Games mit den ersten beiden Dungeon Siege Titeln einen guten
Achtungserfolg schafften, wagt sich nun mit Obsidian ein neues Team an die dritte Inkarnation der Reihe.
Zwar wurden die ersten beiden Teile meist als gut bewertet, mussten sich aber auch zurecht als Light-Action-RPG
bezeichnen lassen. Dank der Konsolenausrichtung des dritten Teils darf man wohl erwarten dass diese Richtung beibehalten
wurde, oder etwa nicht?
Die Story greift die Vorlage aus dem zweiten Teil auf, wieder spielt die Handlung im Königreich Ehb und die aus dem
Vorgänger bekannte Jayne Kassynder spielt eine große Rolle in der Handlung. In selbige darf man sich mit einem von vier
vorgefertigten Charakteren stürzen. Irgendeine Art von Anpassung vor dem Spielstart ist nicht vorgesehen. Im Gegenzug
bekommt man leicht auf den Charakter zugeschnittene Einstiegskapitel serviert. Wenig neues, aber ausreichend um den
Spieler in die Hintergründe einzuführen und ein erstes Gefühl für die Verhältnisse im Königreich Ehb zu erhalten.
Dungeon Siege III spielt auch in Höhlen... das hätten wir nicht erwartet bei dem Titel. |
Jene sind nämlich gar nicht so klassisch aufgeteilt wie man es ansonsten gewohnt ist. Die gewählte Spielfigur steht
den letzten Überlebenden einer 'Legion' genannten Gruppe sehr nahe, oder entstammt gar aus ihren Reihen, je nach
Charakterwahl. Dieser Legion wurde einst der Mord am vorletzten König zur Last gelegt, welches die erwähnte Jayne Kassynder
nutzte um eine Hetzkampagne loszutreteten mit der sie sich gleichzeitig als Heilsbringerin in dem geschundenen Reich
profilierte.
Zu Begin erstmal auf der Flucht vor ominösen Attentätern, sammelt ihr andere Überlebende der Symphatisanten der
Legion und versucht mit ersten kleinen Quests die Ereignisse aufzuklären. Wer ist man selbst, was ist dran an dem
Vorwurf des Königsmords und wer ist für die Jagd auf die letzten Überlebenden der Legion zuständig?
Neben den regulären Quests kann man auch diverse Nebenquests annehmen um genreüblich mehr EP, bessere Waffen und
Ausrüstung zu erhalten. Bei der Einbettung der Nebenquests hat man sich sichtlich Mühe gegeben. Fast immer decken
sie logische Nebenkonsequenzen der eigentlichen Handlung ab und fühlen sich sehr lebendig an. Die Ziele bestehen
zwar immer daraus bestimmte Personen zu töten oder jemanden zu befreien, erzählerisch und inszenatorisch stehen
sie aber den Hauptquests in nichts nach. Auf diese Weise wird die Spielzeit, ohne dass Langeweile aufkommt, um
einige Stunden erweitert, so dass man durchaus 12-15 Stunden einplanen kann für ein einmaliges Durchspielen.
In beiden Vorgängern liefen die Kämpfe fast automatisch ab, es reichte meist permanent zu attakieren um voranzukommen.
Diesen Zopf hat man zum Glück abgeschnitten. Jede Figur verfügt nun über zwei Kampfhaltungen, sowie eine Defensivhaltung,
von denen jede drei verschiedene Aktionen ermöglich. Diese muss man sich im Laufe der Handlung erst freischalten.
Auch lässt sich jede Aktion mit weiteren Punkten nach und nach Aufwerten und in eine von zwei Richtungen ausformen,
auch ein Mischen beider Ausrichtungen ist möglich. Inspiriert von den Vorgängern kann man jede Aktion durch häufiges
Nutzen irgendwann meistern, was eine stärkere Variante der Aktion ermöglicht.
Das ganze sorgt für ein flottes und kurzweiliges Gameplay, bietet aber wenig taktische Herausforderungen,
was auch an den zu leichten Standardgegnern liegt. Erst bei einigen Bosskämpfen beißt man sich dann überraschenderweise
die Zähne aus und muss auf einmal strategisch vorgehen. Immerhin lockern die vollvertonten Dialoge und die
Handlungsentwicklung das Standardgemetzel ausreichend auf, damit der Spielspaß nicht zu kurz kommt.
Was Waffen und Ausrüstung angeht wird auch hier der alte Sammeltrieb belohnt. Zwar gibt es immer wieder bessere
Gegenstände, aber je nach Spielstil ist es manchmal sinnig eine nicht ganz so starke Rüstung zu tragen, die einen
dafür agiler macht oder andere Boni erteilt. Ein Aufwerten der Ausrüstung ist leider nicht möglich.
Im Lauf der Handlung gesellen sich die anderen drei Charaktere die man anfänglich wählen konnte, als
computergesteuerte Gehilfen zum Helden, von denen man immer einen aktiv dabei haben kann. Das lockert das
Gameplay nochmals auf und ermöglicht den Kampfstil mehr dem eigenen Geschmack anzupassen. Leider merkt man
die essenziellen Vorteile hiervon auch nur bei den Bosskämpfen.
Sieht zwar toll aus, aber für Mimik fehlte dann leider doch das Geld.
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Soweit also alles sehr solide gemacht und abgesehen von den zu leichten Standardgegnern ohne Schnitzer. PC-Spieler
sollten zwar besser zum Gamepad greifen, aber damit spielt es sich dafür tadellos und flott. Den Vorwurf des
abgespeckten Action-RPG muss sich also auch der dritte Teil der Serie gefallen lassen. Technisch muss sich das
Spiel aber nicht verstecken. Die Animationen sind zwar nicht überragend, aber die Grafik zaubert ansehnliche und
vor allem abwechslungsreiche Szenarien auf den Bildschirm. Wenn dann noch richtig die Action abgeht kann man sich
wahrlich nicht über mangelnde Grafikpracht beschweren.
Interessanterweise passt die Handlung und ihre Darbietung in keinster Weise in den restlichen Eindruck vom
Spiel. Von Anfang an wird man mit Informationen versorgt, hört neue Gerüchte und Hinweise, kann Entscheidungen in
Gerichtsverfahren fällen und vieles mehr. Zugegeben, die meisten Entscheidungen wirken sich nicht sonderlich auf
die Handlung aus, aber sie fühlen sich auch nicht wie Nebensächlichkeiten an. Immer wieder wird man aufgefordert
zwischen scheinbar gut und scheinbar Böse zu wählen, nur mit etwas Geduld kann man manchmal ein Grau als Ergebnis
bringen. Diese Konflikte glaubhaft darzustellen, daran scheitern sonst selbst 'echte' Rollenspiele wie Oblivion
oder Fallout 3.
Die Choreographie für die Eröffnung der nächsten Olympischen Spiele ist fast fertig. |
Potenzial wurde leider beim Multiplayermodus verschenkt. Der dient im Grunde nur dazu die Kampagne zu zweit
zu bestreiten. Dafür darf aber nur der Sitzungsstarter seinen eigenen Charakter nutzen, der zweite Spieler
ist auf einen der Begleiter angewiesen und darf nicht mit dem eigenen Charakter antreten. Das ist zwar
kurzweilig und unterhaltsam, verhindert aber dass der Titel sich im Onlinebereich auch nur ansatzweise
etablieren kann.
Ich muss gestehen dass ich mit Dungeon Siege III nach anfänglicher Skepsis einen Heidenspaß hatte und gegen
Ende kaum noch unterbrechen wollte. Ich wollte wissen wie der Kampf gegen Jayne Kassynder ausgeht, was
es mit dem eigenen Charakter auf sich hat, was an dem Königsmord dran ist.... und erwähnte ich schon das
butterweiche Gameplay?
Hardcore-Fans mögen mich meucheln, aber Obsidian hat es hier meiner Meinung nach geschafft das Action-RPG-Genre
auf eine neue, einsteigerfreundliche und vor allem kurzweilige Stufe zu heben. Das ist gewagt und ich bezweifele
dass der breite Markt diesen Versuch belohnen wird, aber es wäre falsch dieses Spiel nicht zu beachten. Gerade
das gute Storytelling schafft es ein schlichtes Spielprinzip motivierend zu verkaufen. Damit grenzt sich die
Reihe nun eindeutig von Konkurrenten wie Diablo oder Torchlight ab. Ob das gefällt muss jeder für sich entscheiden.
Die Spielzeit könnte zwar länger sein, aber das Gameplay ist motivierend genug die Handlung auch mit den anderen
Charakteren zu erleben.
Ich freue mich schon sehr auf Add-Ons die hoffentlich mehr Herausforderungen bei den Standardgegnern bieten.
Das Ende des Spiels ist zwar gut gemacht, bietet aber sehr viel Raum für kurze weitere Episoden.
Darum verdiente: - Alexander Lachwitz
Links:
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